Die Geschichte der Stadt
Leonberg:
offizelle Homepage der Stadt
Leonberg
Rundgang über den Marktplatz
Leonberg
Die hierunter abgedruckten Texte und
Bilder sind mit freundlicher Genehmigung der Autoren Eberhard Walz
und Bernadette Gramm der Broschüre "Historischer
Altstadtführer Leonberg" entnommen.
1248/49
Graf Ulrich I. von Württemberg gründet die Stadt
Levinberch auf der Markungsgrenze zwischen Eltingen und
Dilgshausen. Seine neue Stadt, strategisch günstig auf einem
Bergsporn angelegt, soll seine Grafschaft gegen Westen
schützen, gegen die kaisertreuen feindlichen Nachbarn, die
Städte Markgröningen und Weil der Stadt und die Grafen
von Tübingen und Calw. Die Menschen für die neue Stadt
kommen aus der Umgebung; das Dorf Dilgshausen wird schließlich
aufgegeben.
1273
Zum ersten Mal werden Bürger namentlich erwähnt: Ulrich
Pflüger, Dietrich und Albrecht von Warmbronn.
1277
Heinrich v. Hailfingen schenkt sein Patronat über die
Dilgshäuser und die Leonberger Kirche dem Sindelfinger
Chorherrenstift. Das Stift nimmt jetzt den Kirchenzehnt ein und
bestimmt den Pfarrer.
1477
geht das Patronat zusammen mit dem Chorherrenstift auf die neu
gegründete Universität über.
1312-16
Im Reichskrieg gegen Graf Eberhard I. von Württemberg
unterwirft sich Leonberg der Reichsstadt Esslingen. Die neue
Herrschaft bringt Vorteile: Steuererleichterungen und Wahl des
Schultheißen.
um 1350
Leonberg ist Amtsstadt, Verwaltungsmittelpunkt der jetzt
württembergischen Umgebung. An der Spitze des Amts steht der
gräfliche Vogt - er übernimmt 100 Jahre später
zusätzlich die Funktion des Stadtschultheißen. Die
jüdische Gemeinde besteht schon nicht mehr. Die jüdischen
Einwohner Leonbergs sind vermutlich der Verfolgungswelle
während der Pest 1348/49 zum Opfer gefallen. Außer der
Kirche stehen bereits zu dieser Zeit nachweislich das Steinhaus am
oberen Tor (heute Schwarzer Adler) und das Gebäude
Pfarrstraße 16.
1383
Die Leonberger Bürger müssen Württemberg die ewige
Treue schwören. Ihr Versuch, sich der Landesherrschaft zu
entziehen und den Reichsstädten anzuschließen, ist
gescheitert.
1457
16. November: Tagung des 1. Württembergischen Landtags (von
Württemberg-Urach). Der Leonberger Landtag regelt die
Vormundschaft für den noch unmündigen Graf Eberhard V.
Dabei wird den Bürgern, besser gesagt der bürgerlichen
Oberschicht, erstmals ein Mitspracherecht vertraglich
zugesichert.
1467
Graf Eberhard V. „im Bart" errichtet ein
Franziskanerkloster.
1470
Etwa 900 Personen leben in der Stadt und in der kleinen nicht
ummauerten Vorstadt - eine Steuerliste nennt 208 Haushalte. Die
Menschen leben von der Landwirtschaft, dem Weinbau und dem
Handwerk. Absatzmarkt ist die Stadt und der nähere
Umkreis.
um 1480
Die Bürger bauen ein neues Rathaus, zunächst noch
Bürgerhaus genannt (heute das Alte Rathaus).
1485
Leonberger Bürger stiften ein Spital. Wohlhabende Bürger
kaufen sich dort zur Altersversorgung ein. Mit ihrem Geld und
Stiftungen können alte und kranke Arme aufgenommen werden.
Nach Einführung der Reformation zieht das Spital in die
leerstehenden Räume des Franziskanerklosters um (heute Bereich
Spitalschule).
1498
Der erste große Stadtbrand legt 46 Häuser in Schutt und
Asche. Etwa 200 Menschen sind obdachlos. Viele verlassen Leonberg.
Noch 50 Jahre später sind 20 Hofstätten nicht wieder
aufgebaut.
1514
Eine Erhöhung der Steuern führt zu dem „Armen
Konrad" genannten Aufstand. Höhere Abgaben, häufigere
Frondienste und zunehmende Regelungen durch die landesherrliche
Verwaltung versetzen die württembergischen Untertanen in Wut.
Schorndorf und Leonberg sind Brennpunkte. In Schorndorf endet der
Aufstand blutig. Leonberg dagegen kann Herzog Ulrich
Zugeständnisse abringen, auf die sich die anderen Gemeinden im
Land bei ihren Verhandlungen berufen.
1534
In Württemberg wird die Reformation eingeführt. Leonberg
wird widerwillig evangelisch. Das Franziskanerkloster und die
Nonnenklause - 1350 als Beginengemeinschaft erwähnt - werden
aufgelöst.
1537
Der Bürgermeister und Richter Benedikt Beutelspacher wird
wegen seiner Opposition gegen Herzog Ulrich verurteilt und
verstümmelt.
1541
Zur deutschen Schule kommt eine Lateinschule hinzu, ebenfalls nur
für Jungen. Eine Mädchenschule wird erst im Jahr 1580
eingerichtet.
1560-65
Herzog Christoph läßt unter Einbezug der Burg das
Schloß bauen.
1566
Der Marktbrunnen erhält eine Wappnerfigur mit Wappen und
Hoheitszeichen des Landesherrn.
1570-1621
Der Bildhauer Jeremias Schwartz, Leonberger Bürgersohn,
betreibt seine Werkstatt in Leonberg. Er entwickelt sich zum
bedeutendsten Bildhauer der Spätrennaissance im mittleren
Neckarraum. Die Grabmäler an der evangelischen Stadtkirche
stammen fast alle aus seiner Werkstatt und der seiner Söhne.
Die Grabdenkmäler, Ausdruck zunehmenden bürgerlichen
Selbstbewußtseins, sind in der Qualität ihrer
Ausführung und der Zahl ihrer Überlieferung einmalig in
Württemberg. Die älteste Stadtansicht Leonbergs aus dem
Jahre 1618 stammt von Jeremias Schwartz.
1571-74
Mißernten schaffen große Hungersnot.
1577
Die Eltern von Johannes Kepler (*1571) erwerben das
Bürgerrecht, sie waren bereits 1575 von der Reichsstadt Weil
der Stadt nach Leonberg gezogen. Bis 1583 besucht Johannes Kepler
hier die Schulen. Als Leonberger Bürgersohn hat er Zugang zum
württembergischen Bildungssystem.
1609-14
Herzogin Sybilla nimmt nach dem Tod Friedrich I. von
Württemberg ihren Wittwensitz in Leonberg. Baumeister Heinrich
Schickhardt legt für sie einen Lustgarten, den
Pomeranzengarten, an. Der Garten wird 1980 rekonstruiert; er ist
der einzige Terrassengarten der Spätrennaissance in
Deutschland.
1620/21
Johannes Kepler steht seiner als Hexe angeklagten Mutter Katharina
bei; nach 14-monatiger Haft wird sie freigesprochen. Ihr eifrigster
Verfolger ist Untervogt Lutherus Einhorn. In dessen 16jähriger
Amtszeit werden 9 der insgesamt 10 Todesurteile gegen „Hexen"
ausgesprochen.
1634-38
Der kaiserliche (katholische) General Gallas quartiert sich mit
seinem etwa 90 Köpfe zählenden Hofstaat nach dem Sieg
über die Protestanten bei Nördlingen im Schloß
ein.
1635
Die Pest fordert 635 Todesopfer, das entspricht etwa der
Hälfte der Bevölkerung.
1656
Noch immer lebt die Amtsstadt infolge der Kriegszerstörungen
ausschließlich von der Landwirtschaft. Der Weinbau ist stark
zurückgegangen; die Weinbaufläche war im Lauf des 16.
Jahrhunderts bis etwa 1634 immer mehr ausgedehnt worden. Der
Weinbau und Weinhandel hatte den Leonbergern zu einem bescheidenen
Wohlstand verholfen. Die vielen Altstadthäuser aus dieser
Zeit, die Grabmäler an der Stadtkirche zeugen noch davon.
1670-73
Der Musiker Daniel Speer ist Lehrer an der Lateinschule.
1684
Der erste Pferdemarkt findet statt; er soll der desolaten
wirtschaftlichen Lage abhelfen und nebenbei den Abfluß des
Geldes ins Ausland, zum Pforzheimer Pferdemarkt verhindern. Er hat
sich als einziger Jahrmarkt bis heute erhalten.
1699
Die ehemalige Scheune der Familie von Sachsenheim, von Untervogt
Einhorn zum Wohnhaus umgebaut, wird Pfarrhaus.
1703
1076 Menschen leben in der Stadt.
1756
Bürger beschweren sich beim Herzog über
Mißwirtschaft und Filz im Magistrat. Eine
Untersuchungskommission nimmt ihre Tätigkeit auf.
1775
Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wird am 27.
Januar als Pfarrerssohn geboren.
1786ff.
Der Stadtgraben wird zugeschüttet und bebaut, die Tore werden
abgebrochen. Die Stadt wächst nach 500 Jahren über ihre
mittelalterliche Grenze hinaus. Ungefähr 1400 Menschen leben
in Leonberg.
1796-1801
Elisabeth Dorothea Schiller, die Mutter des Dichters Friedrich
Schiller, verbringt ihren Lebensabend im Schloß.
1816
Große Hungersnot in Württemberg. Leonberg ist
„überladen mit armen Leuten". Auswanderungen nehmen
zu.
1828-45
Die ersten Vereine werden gegründet: Schützenkorps,
Liederkranz, Sängerbund und Turnverein.
1838
Leonberg erhält eine eigene Zeitung, sie erscheint einmal
wöchentlich.
Ab 1888
erscheint eine zweite, die Leonberger Zeitung.
1846
Heinrich Essig züchtet den Leonberger Hund, eine Kreuzung aus
Bernhardiner, Neufundländer und Pyrenäenwolfshund. Im
Spitalgebäude wird eine Kleinkinderschule eingerichtet.
1848
„In Leonberg gärt es", meint der Oberamtmann, die
Zeitung nennt sich einige Monate lang Volksblatt. Die deutsche
Revolution nimmt in Leonberg aber einen gemäßigten
Verlauf.
1850
In Leonberg sind 487 Gebäude vorhanden, davon sind 295 Haupt-
und Wohngebäude.
1859
Der „Markungs- und Steuerausgleich" zwischen Leonberg und
Eltingen beendet die 600jährigen Streitigkeiten der beiden
Gemeinden.
1869
Leonberg kommt mit dem Anschluß an die Eisenbahn einen ersten
Schritt aus seiner Abseitslage heraus.
1875
Die erste Fabrik beginnt in der Gäßlensmühle.
Wilhelm Stohrer stellt dort landwirtschaftliche Geräte her.
Bis zum zweiten Weltkrieg entwickelt sich in der ländlichen
Oberamtsstadt nur wenig Industrie.
1895
Der zweite große Stadtbrand vernichtet zwischen Rathaus und
Kirche 54 Wohngebäude und 16 Scheunen. Der Wiederaufbau geht
rasch voran, das Quartier wird völlig neu geordnet.
1900
2524 Menschen leben in Leonberg.
1918
Leonberg zählt im 1. Weltkrieg 101 Gefallene und
Vermißte.
1924
Um der Wohnungsnot abzuhelfen, gründet der Missionar
Christian Röckle den Verein „Christlicher Notbund zur
gegenseitigen Hilfe". Daraus entsteht 1934 die „Leonberger
Bausparkasse".
1927
Leonberg wird mit Stuttgart durch eine Onmibuslinie verbunden. In
vier Industriebetrieben finden 500 Personen Arbeit. 3 300 Menschen
leben in der Stadt.
1928
Auf dem Engelberg wird ein Wasser- und Aussichtsturm
errichtet.
1935-38
Bau der Reichsautobahn auf Leonberger und Eltinger Markung. Der
Engelbergtunnel ist der erste Autobahntunnel in Deutschland.
1938
Eltingen wird nach Leonberg eingemeindet, die Stadt hat jetzt
insgesamt 8 000 Einwohner.
1944-45
Im Engelbergtunnel werden Rüstungsgüter hergestellt, ein
Teil der Arbeiter kommt aus dem neu eingerichteten
Konzentrationslager-Außenkommando Leonberg, das dem KZ
Natzweiler im Elsaß untersteht. Die katastrophalen Arbeits-
und Lebensbedingungen fordern 374 Todesopfer.
1945
Beim einzigen größeren Luftangriff auf Leonberg werden
19 Menschen getötet, 20 Häuser werden zerstört oder
schwer beschädigt. Am Ende des Krieges hat Leonberg 310
Gefallene und 225 Vermißte zu beklagen.
1950
12.430 Menschen leben in Leonberg, davon 17% Flüchtlinge und
Vertriebene. Die Stadt erlebt nach dem 2. Weltkrieg eine
stürmische Entwicklung hinsichtlich der Bevölkerungszahl
und der Wirtschaft.
1958
Der Anschluß an die Bodenseewasserversorgung stellt die in
der Vergangenheit immer wieder gefährdete Wasserversorgung
sicher.
1963
Leonberg zählt 20.000 Einwohner und wird Große
Kreisstadt.
1973
Der Kreis Leonberg wird aufgelöst. Leonberg wird regionales
Mittelzentrum im Kreis Böblingen. In der neuen Stadtmitte
zwischen den Stadtteilen Leonberg und Eltingen wird ein
Einkaufszentrum, das Leo-Center, eröffnet.
1975
Gebersheim, Höfingen und Warmbronn werden nach Leonberg
eingemeindet; mit ihnen zählt Leonberg 35.938 Einwohner.
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